Biografie

Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) war einer der bedeutendsten Bildhauer der Moderne. Der gebürtige Duisburger lebte in Düsseldorf, Paris, Berlin und Zürich. Er war international künstlerisch tätig und nahm an einer Vielzahl von Ausstellungen teil. Zusammen mit seiner Frau Anita hatte er drei Söhne, von denen einer - der Architekt Manfred Lehmbruck - das 1964 eröffnete Lehmbruck Museum entwarf.

Die Zeichnung ist ein Selbstporträt Wilhelm Lehmbrucks aus dem Jahr 1902.

Wilhelm Lehmbruck, Selbstporträt, 1902

Kindheit und Ausbildung (1881-1905)

Heinrich Wilhelm Lehmbruck wird am 4. Januar 1881 in Meiderich geboren. Schon früh zeigt sich seine künstlerische Begabung. Sein Zeichenlehrer, Gerrit van Driepenbrock, erkennt sein Talent und fördert ihn. Er lernt zunächst an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf von 1895 bis 1899. 1901 beginnt er ein Bildhauerstudium an der Königlichen Akademie in Düsseldorf. Unter der Leitung des Bildhauers Karl Janssen wird sein handwerkliches Können geschult, vor allem in der Gestaltung naturalistischer und klassizistischer Genreplastik.

Mit 23 Jahren besucht Lehmbruck die Internationale Kunstausstellung in Düsseldorf, die mit renommierten Künstlern aus aller Welt die aktuelle Gegenwartskunst erstmals nach Düsseldorf bringt. Dort begegnet er den Arbeiten Auguste Rodins. Er unternimmt mehrere Studienreisen, die ihn unter anderem nach Italien führen.

 

Das Foto zeigt Wilhelm Lehmbruck und seinen Bruder Heinz zwischen Klassenkameraden im Jahr 1891.

Klassenfoto (Auschnitt), 1891 - Wilhelm Lehmbruck in der zweiten Reihe, Mitte, vor ihm sein Bruder Heinz

Erste künstlerische Erfolge (1906-1910)

Im Mai 1906 präsentiert Lehmbruck seine Plastik Badende in der Deutschen Kunstausstellung in Köln, im selben Jahr beendet er sein Studium. 1907 bezieht er sein erstes Atelier in Düsseldorf und tritt dem Verein der Düsseldorfer Künstler bei. Im selben Jahr werden im Pariser Salon vier seiner Werke ausgestellt und Lehmbruck reist zum ersten Mal nach Paris. Auch in den Folgejahren nimmt er regelmäßig an Pariser Ausstellungen teil.

Er pflegt Kontakte in die Kunst- und Sammlerszene und freundet sich mit Sammlern wie Karl Ernst Osthaus und Carl Nolden an, die in den Folgejahren zu seinen wichtigsten Förderern werden. Im Juni 1908 heiratet Lehmbruck Anita Kaufmann.

Durchbruch in Paris (1910-1914)

Nach mehreren erfolgreichen Ausstellungsbeteiligungen beschließt die Familie Lehmbruck, nach Paris zu ziehen, wo Wilhelm Lehmbruck Auguste Rodin in dessen Atelier in Meudon besucht. Lehmbruck präsentiert seine Werke auf dem Salon der Société nationale des beaux-arts, der Berliner Secession, der Kölner Sonderbund-Ausstellung sowie der Armory Show in den USA. In der Pariser Zeit entstehen einige seiner wichtigsten Werke wie die Stehende weibliche Figur (1910), die Kniende (1911), die Große Sinnende (1913) und der Emporsteigende Jüngling (1913/14). Als der Erste Weltkrieg ausbricht, muss die Familie nach Deutschland zurückkehren.

Kriegsjahre in Berlin (1914-1916)

Lehmbruck bezieht im Dezember sein neues Atelier in Berlin. Zum Kampfeinsatz an die Front muss er nicht, arbeitet aber für kurze Zeit in einem Hilfslazarett in Berlin-Friedenau. Es entstehen die Hauptwerke der Gestürzte (1915/16) und der Sitzende Jüngling (1916/17).

Ende 1916 kann Lehmbruck seine Werke in der Kunsthalle Mannheim in einer umfassenden Einzelausstellung präsentieren. Nach dieser Ausstellung beschließt die Familie, nicht mehr nach Berlin zurückzukehren, sondern südwärts in die Schweiz zu ziehen, um dort auf das Ende des Krieges zu warten.

 

Das Foto zeigt Wilhelm Lehmbruck 1918 in seinem Züricher Atelier vor der Skulptur „Portraitkopf Fritz von Unruh“.

Wilhelm Lehmbruck im Züricher Atelier vor seinem „Portraitkopf Fritz von Unruh“, 1918, Fotograf unbekannt

Zürich und Berlin (1916-1919)

Lehmbruck freundet sich in Zürich mit dem Schriftsteller Fritz von Unruh und dem Dichter Albert Ehrenstein an. Er lernt die junge Schauspielerin Elisabeth Bergner kennen, die ihm Modell steht. Lehmbruck entwickelt starke Gefühle für sie. Als idealisiertes Bildnis entsteht das außergewöhnliche Porträt Betende (1918). Zu dieser Zeit beginnt sich sein Gemütszustand zu verschlechtern.

Wegen eines Auftrages kehrt Lehmbruck 1919, kurz nach Kriegsende, noch einmal nach Berlin zurück. Er beschäftigt sich mit der Anthroposophie Rudolf Steiners und spielt mit dem Gedanken, nach Indien auszuwandern. 1919 unterzeichnet Wilhelm Lehmbruck einen Aufruf Steiners, der die Grundlage für eine gesellschaftliche Neuordnung nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges schaffen sollte. Am 24. Januar 1919 wird Lehmbruck zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt, die höchste Anerkennung für einen deutschen Künstler. Die Nachricht dieser Würdigung kann ihn jedoch nicht davon abhalten, sich am 25. März 1919 in Berlin das Leben zu nehmen. Er wird nur 38 Jahre alt.

 

Hier geht es weiter zu:

WILHELM-LEHMBRUCK-PREIS
SAMMLUNG WILHELM LEHMBRUCK
LEHMBRUCK-ARCHIV