Architektur

Eine der herausragenden Besonderheiten des Lehmbruck Museums ist ohne Zweifel seine Architektur, die bis heute einzigartig ist: der in die Erde geduckte Körper aus Beton des Lehmbruck-Flügels, der große Durchblicke in den umgebenden Park gibt, und die monumentale gläserne Museumshalle, die an Transparenz kaum zu überbieten ist.

Vorgeschichte

Den Auftrag für diesen Neubau auf dem innerstädtischen Villengelände des Kant Parks erhält der damals in Stuttgart lebende Architekt Manfred Lehmbruck (1913-1992), der Sohn des aus Duisburg-Meiderich stammenden Bildhauers und Namensgebers des Museums. Die Einbettung des Museums in den Park inspiriert Manfred Lehmbruck dazu, im Zentrum einer Großstadt, „einen Ort der Ruhe und der Besinnung in enger Verbindung von Natur und Kunst“ zu gestalten.

 

Das Bild zeigt ein Modell des Lehmbruck Museums.

Modell des Lehmbruck Museums

 

Für die unterschiedlichen Funktionen, des neuen Museumsbaus findet Manfred Lehmbruck in drei Bauabschnitten verschiedene Lösungen.

Die Große Glashalle (1964)

Eine von hohen Glaswänden umschlossene große Halle rechts vom Eingang bietet im Rückgriff auf Mies van der Rohes Stahlskelettbauweise fließende Räumlichkeiten für die Sammlungen der Skulptur und Malerei.

Ursprünglich ist die Glashalle, die sich auf mehreren Ebenen und Laufwegen ausdehnt, nicht nur für die Sammlungen, sondern auch für Wechselausstellungen gedacht. Die Versetzung um Halbgeschosse und die Anordnung von Geschossen mit wechselnden Niveaustufen sollen ein Maximum an Flexibilität und visuellem Durchblick erlauben. Der „vitrinenartige Glaskubus“ mit der abgehängten hohen Decke bietet gleichzeitig alle Möglichkeiten des künstlichen und natürlichen Lichteinfalls.

 

Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt eine Sammlungspräsentation in der großen Glashalle.

Sammlungspräsentation in der großen Glashalle, 1964, Foto: Bernd Kirtz

 

Der Lehmbruck-Flügel (1964)

Manfred Lehmbruck entwirft für das skulpturale und malerische Lebenswerk seines Vaters einen Trakt, der sich auf mehreren Galerieebenen mit langen Treppenläufen tief in die Erde eingräbt. Der plastisch durchgliederte und betont nach innen gewandte Bau steht im Gegensatz zur transparenten Konstruktion der Großen Halle.

Zwei gegeneinander versetzte und gewölbte Betonschalen begrenzen die Binnenräume an der Nord- und Südseite. Sie umfassen ein offenes zentrales Atrium, das als strenges Quadrat gestaltet ist. An den Nahtstellen öffnet sich das Haus mit wandhohen Fenstern jeweils zum Park. Durch ein schmales Oberlichtfensterband gewinnt die Decke einen schwebenden Charakter.

Der skulpturale Aspekt der Wand- und Raumgliederung entspricht in idealer Weise der Disposition und Beleuchtung der gezielt positionierten Lehmbruck-Skulpturen. Dem langgestreckten und richtungsbetonten Baukörper der großen Halle antwortet hier eine in sich ruhende Raumform, die den ausgestellten Werken „ein Gefühl der Geborgenheit“ verleiht und mit dem Atrium eine zentrale Lichtquelle besitzt.

Die Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt einen Blick in den Lehmbruck-Flügel.

Blick in den Lehmbruck-Flügel, 1964, Foto: Bend Kirtz

 

Der Skulpturenhof

Der erhöhte Skulpturenhof verbindet im Außenbereich die beiden Baukomplexe und öffnet sich zum angrenzenden Kantpark. Die hier aufgestellten Großskulpturen vermitteln zwischen der geometrisch klaren Architektur des Gebäudes und den fließenden Formen der Natur.

Der Neubau (1987)

Schon bald nach der Eröffnung des Museums im Jahre 1964 stellt sich heraus, dass die ständig wachsenden Sammlungen eine Vergrößerung erfordern. Der Rat der Stadt Duisburg entscheidet im Mai 1983 schließlich einen Erweiterungsbau, der erneut nach dem Entwurf von Manfred Lehmbruck und in Kooperation mit dem Dortmunder Architekten Klaus Hänsch ausgeführt wird.

Es entsteht ein Komplex, der drei verschieden große fensterlose Kuben auf quadratischem Grundriss miteinander verzahnt und – wie in der ersten Museumsplanung – den Skulpturenhof als zentralen Binnenraum aufwertet und in südlicher Richtung erweitert.

 

Das Foto zeigt einen Blick in den Erweiterungsbau des Lehmbruck Museums.

Blick in den Erweiterungsbau, 2014, Foto: Thomas Köster

 

Eine gläserne Brücke verbindet die große Halle und die neu gewonnen Räume für die Wechselausstellungen (750 Quadratmeter). Die Galerien umfassen einen großen und hohen Innenraum, in dem raumgreifende Arbeiten optimal präsentiert werden können. Neben den neuen Sammlungs- und Ausstellungsflächen nimmt der Anbau auch zuvor fehlende Nutzräume wie Bibliothek, Verwaltungsräume, Werkstätten und Depots auf.

Zur architektonischen Gestalt des Erweiterungsbaues, der am 8. März 1987 eröffnet werden kann, schreibt Manfred Lehmbruck anlässlich der Grundsteinlegung 1985:
„Der Erweiterungsbau stellt in inhaltlicher und architektonischer Beziehung sowohl einen spannungsreichen Kontrast, als auch eine integrierte Ergänzung zu dem bestehenden Museum dar. Die Architektur löst sich von den rechtwinklig zueinander stehenden Kuben des 1. und 2. Bauabschnittes und zeigt durch die Übereckstellung des Systems um 45 Grad eine neue Ordnung an. Der in drei Baukörper aufgelöste Komplex stellt sich sowohl zum Park als auch zum Hof hin in aufgelockerter und gefalteter Form dar.“

 

Bilderstrecke: Das Lehmbruck Museum damals wie heute