Beuys für Gehörlose

Ab dem 19. September 2021 ist täglich ab Einbruch der Dämmerung bis 22 Uhr eine Projektion des stummen Film-Diptychons „JaJaJaJaJaNeeNeeNeeNeeNee” (2020) von Kai Fobbe im Skulpturenhof des Lehmbruck Museums zu sehen.

Die Arbeit des Videokünstlers Kai Fobbe zeigt eine Frau, welche die Tonaufnahme einer Performance von Joseph Beuys, Henning Christiansen und Johannes Stüttgen aus dem Jahr 1968 in Gebärdensprache übersetzt. In einem Film werden der Raumklang, die Stimmung und die Atmosphäre der Veranstaltung beschrieben. Im zweiten Film übersetzt Silke Heuser, bekannt als Gebärdendolmetscherin des Fernsehsenders „Phoenix”, die immer wieder gesprochenen Worte „Ja, Ja, Ja, Ja, Ja“ und „Nee, Nee, Nee, Nee, Nee“.

 

Kai Fobbe, JaJaJaJaJa,NeeNeeNeeNeeNee (Video Still), 2020, Film-Diptychon, ohne Ton, 1:04:43 min

 

Während der circa einstündigen Performance wird meist in ruhigem Tonfall gesprochen, manchmal aber auch laut, schnell, ernst oder lustig. Die durchklingende rheinische Sprechart soll an ein Gespräch unter älteren Frauen erinnern. Die lockere Atmosphäre der Performance wird in Fobbes Film in der Ausdrucksart der Gebärdensprache sichtbar. Ob als Tonaufnahme oder als Video, in ihrer ständigen Wiederholung bleiben die gegensätzlichen Worte – im rheinischen Dialekt als Äußerung für alles und nichts verständlich – ein ambivalentes Mantra.

Sprache ist ein zentrales Medium für Joseph Beuys, denn beim Sprechen nehmen unsere Gedanken konkrete Form an. Wir kommunizieren mit unseren Mitmenschen, nehmen Einfluss auf unsere Umwelt und tragen so zur Gestaltung der Gesellschaft bei. 1969 bringt Beuys die Tonaufnahme der Performance als Multiple mit dem Titel „JaJaJaJaJaNeeNeeNeeNeeNee“ heraus, welches in einer Auflage von 100 Exemplaren verkauft wird. Durch seine niedrigpreisigen Auflagenobjekte will Beuys seine Ideen weit verbreiten. Die Tonspur der Aufnahme ist derzeit in der Ausstellung „Lehmbruck – Beuys. Alles ist Skulptur“ zu hören.

Eintritt und Zugang frei!