Verleihung des Wilhelm-Lehmbruck-Preises der Stadt Duisburg und des Landschaftsverbandes Rheinland an Janet Cardiff & George Bures Miller
Das kanadische Künstlerpaar Janet Cardiff und George Bures Miller hat mit seinen Klangskulpturen und Installationen ein ganzes Genre geprägt. Ihre Klangräume sind getragen von der Kraft und Magie des Klangs, der Stimmen, der Musik und der Geräusche, die uns in imaginäre Welten versetzen. Sie erschaffen eine ganz eigene Wirklichkeit, in der wir uns unserer eigenen Wahrnehmung immer wieder aufs Neue versichern müssen. Herausgefordert werden alle unsere Sinne, vor allem aber der Hörsinn: Cardiff und Miller entwerfen Werke, die unsere Aufmerksamkeit in höchstem Maße aktivieren und uns sensibilisieren, um uns dem Unerwarteten zu öffnen. Im Zusammenspiel von Interieurs und Raum rufen sie ebenso individuelle wie auch kollektive Erinnerungen in uns wach.
Janet Cardiff (*1957) und George Bures Miller (*1960) arbeiten seit den 1990er-Jahren zusammen. International bekannt sind sie mit ihrem multimedialen Werken geworden, in denen die Grenzen zwischen Klangkunst, Hörspiel, Konzert, Kino und Theater ineinander übergehen. Nur wenige Künstlerinnen und Künstler haben sich Räumen und Orten mit einer so großen Imaginationskraft genähert wie Janet Cardiff und George Bures Miller. Sie knüpfen mit ihrem Werk an wichtige Entwicklungen der Skulptur des 20. Jahrhunderts an und eröffnen neue Perspektiven für die Skulptur des 21. Jahrhunderts, indem sie unser Verständnis von Skulptur in die Welt der Klänge erweitern. Sie schaffen eine neue Qualität von Klang als plastischem Material - die Immaterialität des Klangs wird körperlich spürbar und bekommt so eine materielle Präsenz, in der sich das Plastische neu definiert.
Den Besucher*innen der documenta 13 in Kassel im Jahr 2012 ist ihre eindringliche Klanginstallation Forest (for a thousand years…) in Erinnerung geblieben, die auf einer Waldlichtung zu erleben war. Cardiff und Miller hatten Einzelausstellungen unter anderem im 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa, Japan (2017/18), im Switch House der Tate Modern, London, England (2017), im San Francisco Museum of Modern Art, USA (2015/16), im Haus der Kunst, München (2012) sowie im Hamburger Bahnhof, Berlin (2009).
Eine international besetzte Jury unter dem Vorsitz von Rein Wolfs hat am 12. Februar 2020 das kanadische Künstlerpaar Janet Cardiff und George Bures Miller mit dem Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg und des Landschaftsverbandes Rheinland ausgezeichnet. Die Jury würdigt Janet Cardiff und George Bures Miller, die sich mit ihren Klangräumen und fesselnden Geschichten seit der documenta 13 (2012) in das kollektive Gedächtnis eines internationalen Publikums eingeschrieben haben. „Besonders hat uns überzeugt,“ so die Jury, „dass Cardiff und Miller nicht ausschließlich für das Museum arbeiten, sondern mit ihren suggestiven Hörsparziergängen ihr Wirkungsfeld auch in den öffentlichen Raum der Städte erweitern und so Grenzen und Barrieren durchdringen.“
Janet Cardiff und George Bures Miller fühlen sich durch die Auszeichnung mit dem Wilhelm-Lehmbruck-Preis 2020 sehr geehrt: „Wir freuen uns außerordentlich, diesen Preis erhalten zu haben und sind begeistert, mit dieser Würdigung nun in einer Reihe mit so vielen von uns seit Jahren verehrten Künstlern zu stehen.“ Nach Rebecca Horn (2017), Reiner Ruthenbeck (2006), Nam June Paik (2001), Richard Long (1996), Richard Serra (1991), Joseph Beuys (1986), Claes Oldenburg (1981), Jean Tinguely (1976), Norbert Kricke (1971) und Eduardo Chillida (1966) wurde der Wilhelm-Lehmbruck-Preis nun zum elften Mal vergeben. Die Preisverleihung fand am 20. September 2020 im Lehmbruck Museum statt. Das Künstlerpaar war live aus Kanada zugeschaltet. Die Ausstellung Janet Cardiff und Georges Bures Millers lief vom 26. März 2022 bis zum 14. August 2022.
Dass der international renommierte Wilhelm-Lehmbruck-Preis bereits im dritten Jahr nach der letzten Preisvergabe wieder verliehen werden konnte, ist der großzügigen Förderung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) zu verdanken, der das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro bereitstellt. Auch die begleitende Sonderausstellung im Lehmbruck Museum, die dem Werk der Preisträger gewidmet ist, wird maßgeblich vom Landschaftsverband Rheinland finanziert. Zukünftig wird der Wilhelm-Lehmbruck-Preis, der erstmals 1966 anlässlich des 85. Geburtstages Wilhelm Lehmbrucks verliehen wurde, wieder alle fünf Jahre vergeben.
Die Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum, die Stadt Duisburg und der Landschaftsverband Rheinland danken dem Freundeskreis des Lehmbruck Museums sowie Herrn Dr. Otmar Franz , Herrn Paul Köser, Frau Ursula Göbel und Herrn Dr. Reimund Göbel sowie allen Förderern, die ungenannt bleiben möchten, für ihre kontinuierliche und leidenschaftliche Unterstützung, mit der sie die erneute Vergabe der Preises befördert haben.
Erfahren Sie mehr über den Wilhelm-Lehmbruck-Preis
Abbildung im Header: Janet Cardiff und George Bures Miller, Forest (for a thousand years...), 2012, Installationsansicht von der documenta 13 in Kassel